Die Anfänge des Service Hygiène im „Piffhaff“
Als tatsächliches Gründungsdatum des Service Hygiène (Dienststelle Hygiene) gilt der 18. März 1898: An diesem Tag erwarb die damals 39 000 Einwohner/innen zählende Stadt ein 7,31 ha großes Grundstück an der Route d’Arlon und richtete dort eine Mülldeponie, Lagerstätten und Pferdeställe ein. Die Müllsammlung erfolgte zur damaligen Zeit mit Pferdewagen.
Infolge eines Beschlusses durch den Gemeinderat wurde die Abfallwirtschaft, die bislang von Privatunternehmen im Auftrag der Stadt gewährleistet worden war, dem Personal der Stadt anvertraut, das seither, ab dem 1. Januar 1899, für die Sauberkeit der Stadt zuständig ist.
Im Jahr 1902 wurde das ehemalige Latrinengerätedepot an die Route d’Arlon verlegt. Daher der Spitzname der Anlage, in der der Service Hygiène noch heute untergebracht ist: „Piffhaff“.
Eine schrittweise Modernisierung
In den 1920er-Jahren erlebte der Service Hygiène erstmals umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen: 1921 wurden strukturelle Änderungen notwendig, und der Bau von neuen Büros und besseren Werkstätten 1928 und 1929 erlaubte es, die Effizienz der Dienststelle zu steigern.
Was die Arbeitsmittel angeht, so nutzte der Service Hygiène bis 1921 Pferdewagen, um die Abfälle zu sammeln, die in verschiedenen offenen Behältern wie alten Fässern oder Eimern deponiert wurden. 1921 wurden erstmals Müllfahrzeuge – mit offenen Containern – eingesetzt. Zehn Jahre später, im Jahr 1931, erwarb die Stadt geschlossene Fahrzeuge, um die Gerüche zu begrenzen und führte standardisierte 60- und 90-Liter-Mülltonnen ein, um die Sammlung zu optimieren und zu erleichtern.
Nach dem Zweiten Weltkrieg muss die Stadt neue Fahrzeuge anschaffen, um Müll entsorgen zu können: diese neuen Lastwagen sind mit einem Kompressionsladesystem ausgestattet, das das Abfallvolumen um 50 % reduziert.
Erleichterung der Abfallsammlung
Zur Vereinfachung der Abfallsammlung und Optimierung der gebotenen Dienstleistung führte der Service Hygiène 1967 Mülltonnen aus Kunststoff ein. Diese wurden 1982 und 1984 zur Erleichterung der täglichen Arbeit des Personals der Dienststelle durch Kunststoffmülltonnen auf Rädern ersetzt.
Auch erfolgt seit 1981 auf dem gesamten Gebiet der Hauptstadt, deren Bevölkerung sich seit den 1890er-Jahren beinahe verdoppelt hat, die Abfallsammlung wöchentlich. Die Entsorgung des Mülls erfolgt bei SIDOR in Leudelingen, das seit 1976 tätig ist, bzw. auf der Deponie in Zessingen („Zéissenger Tipp“), die bis 1981 betrieben wurde.
Einführung der Abfalltrennung
In den 1980er-Jahren wurde das zunehmende Umweltbewusstsein der Bevölkerung deutlich, woraufhin die Stadt Luxemburg die ersten großen öffentlichen Sammelstellen für die Abfalltrennung und die Gewinnung recycelbarer Materialien einrichtet. Gleichzeitig führte der Service Hygiène die getrennte Abholung von Papier/Pappe und Glas für Bürger/innen und Gewerbetreibende ein.
Die Eröffnung des Recyclingcenters in der Anlage des Service Hygiène an der Route d’Arlon im Jahr 1987 beschleunigte das Recycling. Dabei handelte es sich um die erste Recyclinganlage des Landes.
In den 2000er Jahren führte die Stadt Luxemburg mehrere aufeinanderfolgende Maßnahmen ein, um die Umwelt besser zu schützen. So sorgt die Stadt seit dem Jahr 2000 für eine getrennte Sammlung von Verpackungen in den blauen „Valorlux“-Säcken und seit 2010 für die getrennte Sammlung biologisch abbaubarer Abfälle (braune Mülltonne). Um die getrennte Sammlung mit Blick auf eine maximale Recyclingquote fortzusetzen, hat die Stadt 2015 die getrennte Sammlung von Verpackungen bei den Geschäften in der Innenstadt und im Bahnhofsviertel sowie 2016 die getrennte Sammlung von Abfällen auf dem Wochenmarkt auf der Place Guillaume II eingeführt.
Zusätzlich zu dieser regelmäßigen Müllabholung bietet die Stadt den Bürgerinnen und Bürgern viele weitere kostenlose oder kostenpflichtige Dienstleistungen an: zusätzliche Leerungen, Hinausbringen und Zurückstellen der Mülltonnen am Tag der Müllabfuhr, Abholung von Sperrmüll oder Gartenabfällen auf Bestellung usw.
Der Service Hygiène gestern und heute
Anfangs war der Service Hygiène nicht nur mit der Sauberkeit der Stadt befasst, sondern auch für die Kanalisation, die Entleerung der Klärgruben und die Verwaltung der Bestattungen zuständig. Mit der Zeit wurden diese Aufgaben anderen kommunalen Dienststellen übertragen und der Zuständigkeitsbereich des Service Hygiène hat sich weiterentwickelt: Heute gehören die Sauberkeit des öffentlichen Raums, die Entsorgung von Restmüll, Biomüll und der recycelbaren Materialien, die Schneeräumung im Winter sowie die Sensibilisierung der Bürger/innen für die Reduzierung des Müllvorkommens zu den durch den Service Hygiène wahrgenommenen Aufgaben.
Der Service Hygiène beschäftigt derzeit 356 Personen und verfügt über 129 Geräte, darunter 36 Müllfahrzeuge, 14 LKW für Container, 12 Straßenkehrmaschinen und 32 Kleintransporter.
2018 hat der Service Hygiène neben dem Restmüll separat 7579,48 Tonnen Papier, 5223,99 Tonnen Altglas, 3047,84 Tonnen Biomüll und 1749,96 Tonnen Holz eingesammelt.
Um eine effiziente Sortierung und Verwertung von Abfällen zu fördern, plant der Service Hygiène derzeit den Bau einer neuen Anlage mit einem Ressourcenzentrum in Merl, die in den nächsten Jahren fertiggestellt wird.