CODIT-Prinzip

Bei jedem Schnitt, jeder Verletzung oder einem sonstigen Eingriff in das Holz eines Baumes gibt es eine biologische Wundreaktion. Aus den Erkenntnissen des amerikanischen Forstbiologen Alex L. Shigo aus den 1980er Jahren ergab sich eine neue Sichtweise, was den Baumschnitt und das Verständnis für die Holzbiologie betrifft. Es entstand das CODIT-Prinzip (Compartmentalization of decays in trees), also die Fähigkeit eines Baumes, eine Wunde (Öffnung) im Holzkörper effektiv abzuschotten / einzugrenzen, um weiteren Schaden zu vermeiden. Dies kann das Eindringen von Pilzsporen, Bakterien oder auch Luft sein.

Gute Abschotter sind Eichen, Linden oder auch Ahorn. Schwache Abschotter sind unter anderem Koniferen und Birken.

Baumwurzeln

Baüme werden über ihre Wurzeln versorgt. Da diese nicht oder kaum sichtbar sind, sind die meisten Menschen für dieses Thema leider wenig sensibilisiert sind sich ihrer Wichtigkeit nicht bewusst. Wurzeln erfüllen für alle Pflanzen, so auch für Bäume, die lebensnotwendigen Grundlagen so wie die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen, aber auch die Standfestigkeit und die Bodenbindung. Das Leben der Wurzeln im Boden ist ein reich verzweigtes Ökosystem, das anfällig, aber auch regenerationsfähig und im ständigen Konflikt mit dem urbanen Raum ist.

Leider kommt es immer wieder vor, dass Bauarbeiten erhebliche Schäden am Wurzelsystem eines Baumes anrichten.

Jungbaumpflanzung

Die Herbstpflanzung ist unbedingt allen anderen saisonalen Pflanzungen vorzuziehen. Bis in den späten Herbst ist der Boden noch warm genug, und die Gehölze können beim Umpflanzen verlorene Wurzeln für die nächste Saison noch neu bilden.

Die Baumangebote werden ab August in den Baumschulen angefordert. Nach den entsprechenden Bestellungen erfolgen die Lieferungen ab Ende Oktober bis Anfang Dezember. Die Bäume werden im Grünflächenamt abgeladen und auf einer speziell hier vorgesehenen Fläche abgestellt. Anschließend werden sie pro Bezirk, gegebenenfalls pro Straße zusammengestellt, so dass die Gärtnermannschaften schnellstmöglich mit den Pflanzungen vor Ort beginnen können.

Die Straßenbäume in der Stadt werden überwiegend mit Stammumfang 16/18 (StU.) gepflanzt, der über das größte Anwachs – und Zuwachspotential verfügt. Es wird nur selten auf ältere und größere Bäume zurückgegriffen da bei zunehmender Größe das Anwachsen schwieriger wird und länger dauert.

Große Bäume werden nur in Ausnahmefällen gepflanzt, zum Beispiel, wenn es genug Platz gibt und ein größerer Baum mit seiner Krone besser zur Geltung kommt. 

Vorbereitung

Größe der Pflanzgrube 

Je mehr Volumen für die Wurzeln verfügbar ist, umso mehr können sie sich entwickeln. Dies ist neben den Wasserspeichereigenschaften des Substrats die beste Voraussetzung gegen ’Trockenheit’.

Für Straßenbäume, die in eigens dafür gebauten „Baumstandorten“ gepflanzt werden, sieht das Straßenbauamt (Service Voirie) seit vielen Jahren knapp über 15 Kubikmeter verfügbaren Wurzelraum vor. Die FLL fordert ein Standard-Baumloch von 12 Kubikmetern. In der Stadt bestehen beste Voraussetzungen für die Wurzelentwicklung und somit auch für den Baumzuwachs.

Pflanztiefe

Ein guter Ansatz für die Bestimmung der Pflanztiefe ist es, die Originalhöhe mit einem sichtbaren Punkt zu markieren (der Baum wird so gepflanzt, wie er in der Baumschule stand). Wird er tiefer eingepflanzt, so kann es sein, dass das Substrat oder der Boden noch etwas absinken und der Baum dann endgültig zu tief steht und mit Wachstums- und Entwicklungsstörungen reagiert. Es ist also besser etwas höher zu pflanzen als zu tief.

Verwendete Substrate

Das verwendete Substrat zum Befüllen der Baumstandorte für Straßenbäume wird von einer Firma aus der Eifel bezogen (kurze Lieferwege) und besteht aus den vulkanischen Komponenten Sand und Ton.

Das Substrat mit der Körnung 0-32, Variante „Humin“, wird mit Huminstoffen (zersetzte organische Materie) angereichert, wodurch die Auswaschung von Nährstoffen verhindert wird. Diese Zusammensetzung der Erde mit optimalem PH-Wert ermöglicht eine gute Durchwurzelung.

Baumschnitt

Der Pflanzschnitt bzw. der Aufbau- und Erziehungsschnitt sind für die zukünftige Entwicklung eines Baums im urbanen Bereich von entscheidender Bedeutung.

Der Baumschnitt ist sowohl unter Fachleuten wie auch Nichtfachleuten ein sehr kontrovers diskutiertes Thema. Manche Zeitgenossen sprechen von emotionalen Schnitten, nach dem Motto „Ich schneide den Baum so, dass er gut aussieht“ oder auch „jeder schneidet wie er will“.

Tatsache ist, dass jeder Schnitt einen Eingriff in die Physiologie (Stamm-Gerüst-Astbildung-Wurzelsystem) und den Stoffwechsel darstellt. D. h., durch die Entnahme von Ästen wird grundlegend in den Metabolismus des Stoffwechsels ein (Blattverlust für Photo-synthese – Wurzelverlust – Aufnahme von Wasser und Nährstoffen) eingegriffen.

Auch der Schnittzeitpunkt spielt aus baumbiologischer Sicht eine Rolle, denn das Baumgewebe besitzt in der Vegetationszeit die größte Fähigkeit, die Wunde abzuschotten.

Schnittzeitpunkte

  • ganzjährig möglich, jedoch möglichst nicht bei Dauerfrost unter -5° C
  • aus baumbiologischer Sicht in der Vegetationszeit, da Bäume in der Zeit von März bis Oktober physiologisch am aktivsten sind (daher gutes Reaktionsvermögen)

Auch die Schnittführungen sind sehr wichtig, wobei der Astring hier speziell zu erwähnen ist.

Stammschutz

Risse

Linde (Tilia), Ahorn (Acer) und Fagus (Buche) sind empfindlich gegen zu starke Sonneneinstrahlung. Im Sommer können auf der Rindenoberfläche Temperaturen von über 45 Grad Celsius entstehen, was wiederum Hitzerisse zur Folge hat.

Auch im Winter können Frostrisse entstehen, wenn die Sonne an kalten frostigen Wintertagen die Temperatur an der Rindenoberfläche aufheizt.

Weißanstrich

Die neu gepflanzten Bäume in der Stadt werden ausnahmslos alle mit Weißanstrich behandelt, um einen optimalen Schutz zu bieten. Diese Farbe besteht aus organischen und anorganischen Bindemitteln, weißer Farbe, Siliziumdioxyd, Wasser, Emulgatoren und granulierten Baustoffen. Das verwendete Produkt ist ausgewiesen als ungiftig für Pflanzen, Mensch und Tier, und kann somit auch auf Spielplätzen verwendet werden. (Verordnung (EG) Nr. 1272/2008).

Der Weißanstrich an Bäumen reflektiert die Sonnenstrahlen, so dass der Stamm nicht der gesamten Ausstrahlung ausgesetzt ist.

Bewässerung

Bewässerungssysteme haben viele Vorteile. Der Baum wird über eine kontrollierte Periode mit Wasser versorgt, und durch gesteuerte Wassermengen wird erheblich Wasser gespart.

Es gibt seit einigen Jahren auch sogenannte Bewässerungssäcke, mit deren Hilfe in verschiedenen Volumenvariationen (von 50 bis 150 Liter Inhalt) Bäume bewässert werden können.