Beschreibung
Nicolas Steffen-Pierret wurde am 29. November 1830 in Mühlenbach geboren. Er wurde als Sozialschriftsteller bekannt. Geboren wurde er als Nicolas Steffen. Um sich jedoch von seinem Neffen und seinem Bruder zu unterscheiden, die beide denselben Vornamen wie er trugen, nahm er den Familiennamen seiner Frau, Elisabeth Pierret, an. Er signierte meist als N. S. Pierret und machte damit die Übernahme des Familiennamens seiner Frau deutlich, er verwendete aber bisweilen auch den Doppelnamen Steffen-Pierret. Nach Abschluss der Grundschule half er seinem Vater in dessen Gärtnerei. Danach erlernte er den Tischlerberuf und ging nach der Lehrzeit nach Reims und Paris, um seine Fertigkeiten zu perfektionieren. Von 1862 bis 1898 war er Vorarbeiter in den Tischlerwerkstätten der Compagnie des Chemins de Fer de l‘Est (Gesellschaft der Ostbahnen), dann bei der Direction générale des chemins de fer d‘Alsace-Lorraine (Generaldirektion der elsass-lothringischen Eisenbahnen), die beide das Eisenbahnnetz Guillaume Luxembourg im Großherzogtum betrieben.
Pierret fand durch seine Gedichte, Theaterstücke und Erzählungen in luxemburgischer und deutscher Sprache Beachtung. Der Großteil seiner Gedichte behandelt das Thema des Alltagslebens der Handwerksberufe. Sie besingen die Arbeit, den Lebensmut, das Glücklichsein in seiner ganzen Schlichtheit. Hiermit sprach er ein ganz bestimmtes Lesepublikum an. Indem er Themen aus der Geschichte des Landes aufgriff, haben seine Werke auch einen patriotischen Unterton. Die Gedichte „Mansfèld fir émmer!“ (1877) und „D'Letzeburger Marseillaise“ (1893) sind besonders gute Beispiele für dieses Genre. Auch seine Theaterstücke stellen gewöhnliche Menschen ins Zentrum des Geschehens.
Heute ist Pierret für seine volkstümliche Prosa bekannt, der er einen festen Platz in der luxemburgischen Literatur gesichert hat. Zwischen 1898 und 1900 veröffentlichte er unter dem Titel „Geschichten aus der Ucht“ eine Reihe von Erzählungen im „Luxemburger Land-Kalender“, bei dem er Mitherausgeber war. Auch veröffentlichte Pierret Erzählungen und Märchen in der Zeitung „Der Arbeiter“, die zwischen April 1878 und Januar 1882 erschien. Zielpublikum dieser Wochenzeitung, eines Vorläufers des „Escher Tageblatts“, war die luxemburgische Arbeiterschaft. Mehrere Texte und Theaterstücke von N. S. Pierret wurden durch Gustav Kahnt, Laurent Menager bzw. Guillaume Stomps vertont.
Pierret starb am 27. Oktober 1899 auf dem Limpertsberg. Die Zeitung „Luxemburger Wort“ erwähnte sein Ableben lediglich in der Rubrik mit Familienanzeigen, „L’Indépendance luxembourgeoise“ hingegen widmete ihm einen ehrenden Nachruf. Das Oeuvre Pierrets galt als vorrangig politisch und die Literaturkritiker behandelten seine Werke sehr differenziert. Die Initiative zur Errichtung eines Denkmals für ihn – an prominenter Stelle des Friedhofs in der ersten Reihe – ging vom Anwalt und sozialistischen Gemeinderat Luc Housse aus. Dieser war auch Vorsitzender des Comité de l’œuvre N. S. Pierret (Ausschuss zum Werk von N. S. Pierret). Die Aktion wurde gut aufgenommen, jedoch lediglich auf lokaler Ebene. Nur die Blaskapelle von Grund, der Cercle amical du Limpertsberg (Freundeskreis Limpertsberg) und Freunde nahmen an der Beerdigung teil. Die Mittel für die Errichtung des Denkmals wurden durch eine landesweite Spendenaktion aufgebracht. Die Stadt genehmigte eine kostenlose Dauerkonzession für das zu errichtende Denkmal, so wie später für die Komponisten Jean-Antoine Zinnen und Laurent Menager. Nicolas Steffen-Pierret wurde 1902 exhumiert und, nach Zustimmung seiner Frau und seines noch minderjährigen Sohnes, unter diesem Denkmal, das zu seinen Ehren vom dafür zuständigen Komitee errichtet wurde, allein begraben. Allerdings war bei der Einweihung des Denkmals kein Mitglied der Regierung anwesend. Es handelt sich um einen Obelisken, der mit Siegessymbolen geschmückt ist – einem Palmblatt und einem Lorbeerkranz. Entworfen wurde es durch den vom Limpertsberg stammenden Architekten Georges Clement. Der Sockel des Denkmals trägt folgende Grabinschrift: „Fum Weltemiir duerch Sturm a Wand gedriwen/ huet oft mei Liewensschlässchen fill gelidden/ een eenzegen Rettungshafen wor mir bliwwen / hei fond ech endlech Ro a Friden“. Die Büste und die Steinmetzarbeiten wurden vom ebenfalls auf dem Limpertsberg ansässigen renommierten Bildhauer Théophile Mergen geschaffen.
Hier einige Werke aus dem literarischen Nachlass von Nicolas Steffen-Pierret: „De Mêschter Neimân. Komedestéck mat Gesank an èngem Akt, Musek fum G. Kahnt“, „De Wierwollef, Komedestéck mar Gesank an éngem Akt, Musék fum L. Menager“, „Eng parti Lamock, e Bild no der Natur gezéchent“, „Den Invalid, Koemedestéck mat Gesank an èngem Akt, Muséck fum G. Kahnt“, „Op Peîschtméndég, e Komedtéck mat Gesank an èngem Art fum G. Kahnt“, „Engel an Deiwelcher oder de Steidt fir dem Félten seng Leich, e Komedestéck an zwén Akten“, „Onserer Lider a Gedichter an onserer Letzeburger-deitscher Sproch“, „Aus den Erernneronge fun engem Letzeburger“, „Liéwensmid“, „Eng onhelmlech Nuecht“.