Beschreibung

Die im Jahr 1913 erteilte Grabkonzession wurde 2009 von der Stadt Luxemburg im Gedenken an den luxemburgischen Autor Paul Palgen übernommen.

Die älteste Bestattung in dieser Grabstätte ist die von Elise Graff (Luxemburg 24. Januar 1859 – Löwen 7. Oktober 1913). Elise Graff war die Ehefrau von Charles Palgen (1854–1903). Nach seinem Ingenieurstudium in Löwen schlug Charles Palgen eine großartige Karriere in der Eisenindustrie ein und arbeitete als Ingenieur in den de-Wendel-Werken, den Hochöfen in Audun. Von 1889 bis 1898 war er Direktor der Société Lorraine industrielle in Hussigny. Im Jahr 1899 war er Mitbegründer der Société des Hauts-fourneaux de Moselle. Charles Palgen wurde in Hussigny beigesetzt.

Die Söhne Alphonse (1890–1945), Paul (1883–1966) und Ferdinand (1897–1917) sowie die Tochter Jeanne Hernandez-Palgen (1893–1978) wurden in der Grabstätte ihrer Eltern beigesetzt. Jeanne Palgen heiratete Charles Hernandez (1879–1944), der als Bekleidungshändler in Luxemburg tätig war. Aus ihrer Ehe gingen zwei Töchter hervor: Claire (1921–1946), Lehrerin für Englisch und Französisch (in der Grabkonzession beigesetzt), und Fernande Hernandez, Musiklehrerin, die beide unverheiratet verstarben.

Alphonse Palgen (1897–1945) hatte eine erfolgreiche Karriere als Mediziner. Er erwarb zwei Doktortitel in Chirurgie und Geburtshilfe, bevor er 1913 als Assistent an der Universitätsklinik in Löwen tätig war. Später wurde er Assistent am Kinderkrankenhaus Düsseldorf, bevor er seine eigene Arztpraxis in Esch an der Alzette eröffnete. Im Jahr 1930 wurde er zum Leiter der Entbindungsabteilung der Maison Laval in Esch-sur-Alzette ernannt.

Paul Palgen, dem das Luxemburger Autorenlexikon mehrere Seiten widmet, besuchte das Gymnasium in Hussigny-Godbrange sowie das Athénée de Luxembourg. 1903 zog seine Familie nach Löwen, wo er 1908 sein Studium mit dem Diplom eines Bauingenieurs abschloss. Später arbeitete er in Dessau. Dort wurde er wegen Spionageverdachts zugunsten Frankreichs verhaftet, verurteilt, eingesperrt und schließlich aus Deutschland ausgewiesen. Paul Palgens antideutsche Haltung verstärkte sich anlässlich der Besatzung Belgiens im Ersten Weltkrieg, als das Haus der Familie Palgen zerstört wurde und sein Bruder Ferdinand Palgen (1897–1917) als Soldat auf französischer Seite fiel. Er wurde in der Grabkonzession beigesetzt. Paul Pagen ließ sich gemeinsam mit seiner Frau Claire Vermast (1893–1974), Sängerin und Tochter des Pianisten Jean Vermast, in Luxemburg nieder. Sie starb in Lüttich, wurde aber in Luxemburg bestattet. Paul Palgen arbeitete als Ingenieur bei ARBED. Im Jahr 1919 plädierte er für die Republik und befürwortete die Angliederung Luxemburgs an Frankreich. 1920 wurde Paul Palgen mit der Aufgabe nach Brasilien versetzt, das Comptoir luxembourgeois de métallurgie (Columeta) als Vertriebsgesellschaft von ARBED und der Société des Terres Rouges aufzubauen. Nach 18 Monaten in Rio de Janeiro kehrte er zu ARBED in das Großherzogtum zurück. Drei Jahre später zog er nach Lüttich, wo er für mehrere Firmen in der Schwermetallindustrie tätig war. 1950 wurde er Honorarkonsul des Großherzogtums in Lüttich.

Der Historiker Frank Wilhelm hat seinem Werk eine umfassende Analyse gewidmet: Paul Palgen war ab 1921 Mitarbeiter der Zeitung „L’Indépendance luxembourgeoise“ und veröffentlichte seine ersten Gedichte 1904 in der Brüsseler Zeitschrift „Le Patriote illustré“. Von ihm verfasste Texte erschienen in „Floréal“, „La Voix des Jeunes“ und „Les Pages de la SELF“ (Société des écrivains luxembourgeois de langue française). Erzählungen wie „Maria de Jesus“ (1953) wurden in „Les Cahiers luxembourgeois“ veröffentlicht. Zahlreiche Gedichte von Paul Palgen wurden in ausländischen Publikationen abgedruckt, so zum Beispiel „Courrier de poésie“, „France-Luxembourg“, „Il Giornale dei Poeti“, „L’Esprit français“, „La Grive“, „La Revue de l’Amérique latine“, „Le Bayou“, „Le Cocotier“, „Le Goéland“, „Le Journal des nations américaines“, „Le Journal des poètes“, „Le Thyrse“, „Marginales“, „Mercure de France“, „Points et contrepoints“, „Risques“ und „La Revue nationale“. Die ersten Gedichtbände von Paul Palgen erschienen in Luxemburg, die späteren in Belgien und Frankreich. Das Manuskript von „Les seuils noirs. Poèmes de la guerre 1914–1917“ wurde während des Ersten Weltkriegs von den Deutschen beschlagnahmt.

Paul Palgen war beeinflusst von Émile Verhaerens Vision einer neuen, besseren Welt.

Neben der exotischen Welt, die er in Brasilien kennengelernt hatte, beschrieb er einerseits die Macht des Soldaten und Ingenieurs, aber auch das aus dieser Macht erfolgende Unglück. Die Schlange als Symbol für die Faszination des Bösen und der Perfektion taucht im Werk Paul Palgens wiederholt auf. In seinem einzigen Roman, „La margrave aux chiens“, beschreibt er eine von der Science-fiction-Literatur beeinflusste negative Utopie, in der Mutanten die Welt bedrohen.

Mehrere Gedichte von Paul Palgen wurden von Jean Faber und Lou Koster vertont, andere wurden ins Ungarische übersetzt. Posthum erschienen zwei Gedichtsammlungen, 1992 unter dem Titel „Guanabará et autres poèmes“ mit einem Vorwort von Georges Thinès, sowie 1994 unter dem Titel „Choix de poèmes“ mit Anmerkungen von Nic Klecker. Paul Palgen war Gründungsmitglied der SELF und Mitglied der Amitiés françaises Luxembourg, des P.E.N. international und des Centre français de Belgique. 1932 wurde Paul Palgen für „La Pourpre sur les crassiers“, 1935 für „Guanabará“ von der Alliance française ausgezeichnet. 1954 wurde er mit dem Prix SELF geehrt, später mit dem Prix Van-Lerberghe der Maison de Poésie in Paris sowie mit dem Prix Simon-Bolivar. 1962 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Institut grand-ducal, Section des arts et des lettres.

Das Denkmal stellt ein Kenotaph aus hellem, poliertem Labrador-Granit dar, das in der Mitte der Grabstelle platziert ist. Die Seiten sind als Grünflächen gestaltet. Die bronzefarbenen Inschriften verteilen sich auf beide Seiten des flachen Kreuzes, das als Basrelief auf das Kenotaph gemeißelt ist. Der Name der Grabkonzession ist mit Bronze-Schriftzügen am Giebel des Kenotaphs angebracht. Die Grabkonzession ist von Zinkgeländern umgeben, die an Eckpfeilern angebracht sind. Das Grabmal stammt von Th. Mergen, Bildhauer und Marmorschleifer aus Luxembourg-Glacis.