Beschreibung

Paul Eyschen erlangte als Staatsminister Bekanntheit. Er wurde er 1841 als Sohn von Charles-Gérard Eyschen, dem Präsidenten des Bezirksgerichts in Diekirch, geboren. Nach dem Abitur am Athénée de Luxembourg studierte er Rechtswissenschaften in Paris, Bonn und Berlin. Paul Eyschen begeisterte sich schon früh für Politik und ließ sich 1866 im Alter von nur 25 Jahren zum ersten Mal zur Wahl aufstellen. Im Deutsch-französischen Krieg gehörte Paul Eyschen den luxemburgischen Sanitätskolonnen an, die den Verletzten auf den Schlachtfeldern in Sedan und Metz Erste Hilfe leisteten.

Von 1875 bis 1888 war er als Geschäftsträger bei der deutschen Regierung tätig. 1876 trat Paul Eyschen als Generaldirektor für Justiz und öffentliche Arbeiten in das von Félix de Blochhausen geführte Ministerium ein. In dieser Funktion war er als Bauleiter direkt an der Schleifung der Festung und der Urbanisierung Luxemburgs beteiligt. Von 1888 bis zu seinem Tod im Jahr 1915 führte Paul Eyschen als Premierminister die Geschicke des Landes. Bei den Abrüstungskonferenzen, die 1899 und 1907 in Den Haag abgehalten wurden, vertrat er den Standpunkt der neutralen Staaten.  

Seine Karriere fällt zeitlich mit der industriellen und gesellschaftlichen Revolution in Luxemburg zusammen. Die Förderung von Bildung und Wissen waren seiner Überzeugung nach eine unabdingbare Voraussetzung für die künftige Entwicklung des Landes. Deshalb trieb er nach der Einführung der Schulpflicht 1881 und der Gründung der Landwirtschaftsschule im Jahr 1883 die Spezialisierung der Ausbildung weiter voran. Da Paul Eyschen von der Ebenbürtigkeit der Geschlechter überzeugt war, forderte er 1891 die Schwestern der Christlichen Lehre in Luxemburg dazu auf, eine Haus- und Landwirtschaftsschule zu eröffnen. 1892 folgte die Gründung der École d’Industrie et du Commerce, 1896 wurde die École d’Artisans de l'État ins Leben gerufen. Die Schulbildung am Athénée wurde so umgestaltet, dass sie eine Vorbereitung auf das Hochschulstudium bot. 1911 wurde das staatlich geführte Lycée de Jeunes Filles gegründet. Die Grundschulbildung wurde auf sieben Jahre ausgeweitet und war fortan kostenlos. Mit dem Schulgesetz von 1912 wurden nicht nur die Sittenzeugnisse abgeschafft, die den Lehrenden bis dahin von den Pfarrern ausgestellt wurden, sondern die Lehrkräfte auch von der Abhaltung des Religionsunterrichts befreit.