Beschreibung

Die Einweihung des Mausoleums zu Ehren des französischen Soldaten und des unbekannten Legionärs auf dem Liebfrauenfriedhof in Luxemburg war das wohl wichtigste Ereignis am Wochenende des 15. und 16. November 1924. In den Einweihungsreden wurde die Treue hochgehalten, für die Johann der Blinde in der nationalen Geschichte steht, und auf das Grabmal des unbekannten Soldaten am Triumphbogen in Paris verwiesen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Gräber der verfeindeten Soldaten räumlich getrennt und der Friedhof von Clausen war nunmehr deutschen Soldaten vorbehalten. In Analogie dazu wurde den Kriegshelden und Siegern im Jahr 1919 ein besonderer Platz auf dem Liebfrauenfriedhof eingeräumt. 56 weitere französische Frontsoldaten, die in luxemburgischen Lazaretten verstorben waren, sowie die sterblichen Überreste von unbekannten luxemburgischen Soldaten, die größtenteils zehn Jahre zuvor auf den Schlachtfeldern von Guipe in der Champagne gefallen waren, wurden am 27. April 1924 beigesetzt. Bei ihrer Überführung auf den Liebfrauenfriedhof wurden ihnen die höchsten nationalen Auszeichnungen verliehen. Die Initiative ging nicht allein auf die Vereinigung „Souvenir Français“ zurück, sondern wurde gemeinsam von der Alliance Française, der Société française de bienfaisance, der Association des dames françaises, der Union des femmes de France, der Amicale des Anciens Engagés volontaires luxembourgeois de la Grande Guerre sowie der Anciens de l’École Normale Supérieure auf den Weg gebracht. Die Initiative stand unter der Schirmherrschaft Ihrer Königlichen Hoheit Charlotte, Großherzogin von Luxemburg. Der Bürgermeister der Stadt verpflichtete sich seinerseits, eine kostenlose Grabkonzession für das Denkmal zu gewähren.

Qualitative Erwägungen und die vorherrschende Frankophilie lagen der Entscheidung zugrunde, Joseph Nouveau und Léon Muller – beide Schüler des berühmten Architekten Victor Laloux (Pariser Bahnhof Orsay, Basilika St. Martin in Tours) – mit der Gestaltung des Denkmals zu betrauen. Die ausgewählten Handwerker, darunter der Marmorschleifer und Steinmetz Hubert Jacquemart und der Kunstschmied Michel Haagen (Prix Grand-Duc Adolphe), gehörten zu den großen Künstlern ihrer Zeit. Die künstlerische Herausforderung erwies sich ebenfalls als sehr spezifisch. Einer gegenständlichen Darstellung wurde das Abstrakte vorgezogen und als weitere Vorgabe wurde die kombinierte Verwendung von Stahlbeton und lokalem Sandstein aus den Steinbrüchen von Ernzen festgelegt. Die Bauträger befürworteten eine moderne Architektur, bei der Beton als neues Baumaterial auch in die Grabkunst integriert werden sollte. Das Mausoleum ist als offenes Rechteck gestaltet und vor den tschechischen Granittafeln, in die die Namen der Verstorbenen eingraviert sind, wurden Blumen und Sträucher angepflanzt. Auf der hinteren Mauer der Gedenkstätte sind die Worte: „Aux soldats français dans la grande guerre morts dans le Grand-Duché“ eingemeißelt, die mit einem Kreuz versehene Tafel, die in der Mitte des durch das Denkmal gebildeten Ehrenhofs steht, trägt die Inschrift „Ici repose un légionnaire luxembourgeois inconnu“. Im Zuge des sich entwickelnden Pilgertourismus zu den Kriegsschauplätzen und Soldatenfriedhöfen gab das Verlagshaus „Soupert-Schambourg“ zusammen mit der Vereinigung „Site“ einen Reiseführer in französischer, italienischer, englischer und luxemburgischer Sprache heraus, in dem das Mausoleum und andere städtische Denkmäler ausführlich beschrieben werden.

Die Worte des Staatsministers Emile Reuter sollten keinen Zweifel daran lassen, dass die Luxemburger zu den Alliierten und somit zu den Siegern des Krieges gehörten, die gemeinsam über die künftigen wirtschaftlichen Bedingungen verhandelten. Die Einweihung des Denkmals erfolgte im Beisein des französischen Ratspräsidenten und Außenministers Edouard Herriot, des belgischen Premierministers Georges Theunis und des belgischen Außenministers Paul Hymans, von Prinz Félix sowie des Bischofs von Luxemburg Mgr. Pierre Nommesch.

Initiator war der Vorsitzende der Vereinigung „Souvenir Français“ in Luxemburg, Gabriel Maugas. Der an der École Polytechnique ausgebildete Ingenieur hatte Marschall Foch 1918 auf seinen Reisen nach Luxemburg begleitet. Nachdem er zum Generaldirektor der Hauts-fourneaux et Aciéries de Differdange-St Ingbert-Rumelange (HADIR) ernannt worden war, wählte er als Wohnsitz die Villa d'Hannoncelles am Boulevard Joseph II, in der auch Marschall Foch während seines Aufenthalts in Luxemburg gewohnt hatte.

Wegweisend für die Errichtung des Mausoleums war der Zusammenschluss der Luxemburger mit den belgischen und französischen Verbündeten zu einem gemeinsamen Markt, unter Ausschluss des besiegten Deutschlands. Folglich nahmen hochgestellte Persönlichkeiten an der Einweihung in Luxemburg teil. Bei den Feierlichkeiten wurde wiederholt auf den Leitgedanken verwiesen, dass die militärische durch eine wirtschaftliche Strategie zu ersetzen sei, um den Frieden dauerhaft zu sichern.