Beschreibung
François Scheffer wurde am 1. Juli 1766 in der Rue des Capucins Nr. 16 geboren. Er ist als ehemaliger Bürgermeister der Stadt Luxemburg erinnerungswürdig.
Scheffer stammte aus einer Familie von Bäckern, Röstern und Händlern. Von 1777 bis 1784 besuchte er das Collège royal, das vom Jesuitenorden gegründete Athénée de Luxembourg, das nach der Aufhebung des Ordens 1773 mehrfach seinen Namen änderte. 1788 ging Scheffer nach Brüssel, um Jura zu studieren. 1791 kehrte er nach Luxemburg zurück und heiratete noch im selben Jahr Anne-Barbe Marguerite Seyler (1777–1856) und übernahm den Lebensmittelladen seines Schwiegervaters in der Grand-Rue. Er machte in der Stadt eine glänzende Karriere – zur Zeit der französischen Herrschaft (während des Direktoriums, dem Konsulat und dem Ersten Kaiserreich) und auch danach, als das Land seine Unabhängigkeit wiedererlangt hatte. Als junger Kaufmann wurde Scheffer 1794 in verschiedene bedeutende Vereinigungen der Stadt aufgenommen: Er wurde zum Mitglied der Dreizehn Meister der Bürgerschaft (treize Maîtres de la bourgeoisie) sowie der Sebastiansbruderschaft (Confrérie de Saint Sébastien), dem Schützenverein der „arquebusiers“. Des Weiteren wurde er am 23. September 1794 durch den Gerichtsherr und die Schöffen der Stadt Luxemburg zum Leutnant einer bürgerlichen Kompanie freiwilliger Jäger ernannt. Der 7. Juni 1795, der Tag der Kapitulation der republikanischen Armeen Luxemburgs, markierte einen Wendepunkt in seinem Leben: François Scheffer wurde zum Officier municipal (Stadtbeamten) der neuen Gemeindeverwaltung der Stadt Luxemburg ernannt, die den früheren Conseil Général de la Commune (Generalrat der Gemeinde) ersetzte. Als interimistischer Kommissar der Exekutive war Scheffer für die Organisation der verfassungsmäßigen Organe in den neun neuen französischen Départements zuständig. Am 16. Juli 1796 wurde er zum Hypothekenbewahrer in Luxemburg und bis 1798 des Bezirks Diekirch ernannt. 1797 war Scheffer von Januar bis März Geschworener beim Strafgericht, und ab 5. November Mitglied der Administration Centrale du Département des Forêts (Zentralverwaltung der Forstabteilung). Am 10. April 1798 (21. Germinal AN XII) wurde er zum Administrateur du Département des Forêts (Administrator der Forstverwaltung) ernannt.
Um 1797/98 trat Scheffer als einer der Förderer des Cercle Constitutionnel hervor, einer Organisation, die sich dafür einsetzte, die Regierung von der Übernahme der freiheitlichen Prinzipien und des politischen Systems der Republik zu überzeugen. Scheffer setzte sich dafür ein, dass das ehemalige Kapuzinerkloster als Nationalgut erworben wurde, welches anschließend in ein Versorgungslager umgewandelt wurde. Die Besitzungen des ehemaligen Klosters mit seinem Garten erstreckten sich bis zur Bastion Berlaimont und zur Côte d'Eich. 1799 wurde Scheffer Mitglied des Vorstands des Zivilhospizes. Unter Napoleon setzte er seine Karriere fort und wurde Bürgermeister der Stadt Luxemburg. Wegen seines Widerstands gegen die Veräußerung des alten Rathauses an den Präfekten Lacoste wurde er jedoch 1802 entlassen. Das folgende Jahr markierte einen Neubeginn: Scheffer wurde zum Richter am Handelsgericht ernannt, dem er bis 1817 angehörte. Am 4. November wurde er Mitglied des Wahlkollegiums des Départements. Sieben Wochen darauf, am 21. Dezember, wurde er gemeinsam mit seinem Freund Jean-Baptiste Gellé in die Freimaurerloge Enfants de la Concorde Fortifiée aufgenommen. Im Jahr 1818 war er einer der Mitbegründer der Freimaurerloge Société Littéraire. Gemeinsam mit Gellé erwarb er die ehemalige Maison des Marchands in der aktuellen Rue de la Loge, die heute noch Sitz der Großloge von Luxemburg ist. Im Jahre 1809 ernannte der Präfekt Scheffer zum Mitglied der Prüfungskommission für die Liste der 100 am höchsten besteuerten Personen. Diese Ernennung wurde 1812 verlängert. Im Jahr 1811 wurde er Geschworener beim Gericht. Er war zudem Verwaltungsmitglied der Pfarrkirche St. Peter, der heutigen Kathedrale. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte er in den Jahren von 1815 bis 1830. Er wurde Mitglied der Kommission für die Sammlung von Spenden für die Verteidiger des Vaterlandes. Im Jahr 1816 wurde er damit betraut, die Vorarbeiten für die Erstellung der Verordnungen der neugeschaffenen Gemeindeverwaltungen vorzunehmen. Diese Aufgabe führte schließlich zur Verabschiedung des Gemeindegesetzes vom 24. Februar 1843. Die im selben Jahr veranstalteten Gemeindewahlen führten zum Ende seiner politischen Laufbahn. In den Hungerjahren 1816 und 1817 war Scheffer Mitglied des Comité central de Secours (Zentrales Hilfskomitee). Wilhelm I., König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, ernannte François Scheffer per Dekret vom 20. Oktober 1817 zum Bürgermeister-Präsidenten des ersten Regentenrats der Stadt Luxemburg. Diese Ernennung wurde 1820 für zwei Jahre verlängert. 1824 ernannte ihn Wilhelm I. zum ersten Schöffen; dieses Amt hatte er bis 1827 inne. Er wurde entlassen, um das Amt des Bezirkskommissars und Mitglieds der von der ständigen Kommission der Brüsseler Société de Bienfaisance eingerichteten Propsteikommission zu übernehmen. Scheffer unterstützte die von Jean-Baptiste Gellé geförderten Projekte zur Verbesserung des öffentlichen Bildungswesens und wurde Mitbegründer des Cercle littéraire. 1827 wurde er ein viertes Mal zum Bürgermeister ernannt. 1831 und 1836 wurde er trotz der Widrigkeiten der Belgischen Revolution in diesem Amt bestätigt. Während seiner ersten Zeit als Bürgermeister hatte er sich für den Erhalt des alten Rathauses eingesetzt. In seiner neuen Amtsperiode jedoch engagierte er sich für den Bau des neuen Rathauses auf der heutigen Place Guillaume II, ein Projekt, das er 1819 auf den Weg brachte. Die Stadt verdankt ihm auch die erste Straßenbeleuchtung mit Gaslicht. 1841 begrüßte er als Bürgermeister König Wilhelm II., Großherzog von Luxemburg, bei seinem ersten Besuch in Luxemburg. Im selben Jahr wurde Scheffer zum Abgeordneten bei den luxemburgischen Ständen ernannt. Da er bei den Kommunalwahlen vom 10. November 1843 gleich viele Stimmen erhielt wie der zweite gewählte Vertreter, zog er sich im Januar 1844 zurück. François Scheffer starb noch im selben Jahr am 9. September. Er hatte keine Nachkommen. Bei seiner Trauerfeier führten Schulkinder und Kinder aus Hospizen mit wehenden Fahnen den Trauerzug an, gefolgt von einer Musikkapelle und Mitgliedern der Vereinigungen, denen Scheffer angehört hatte. Ihnen folgten die Priester, der Katafalk, die Eltern, der Gemeinderat, der Gouverneur des Landes, die Regierungsräte, der kommandierende General der Festung, die Amtsträger, die Gerichtsbeamten, die hohen Offiziere und schließlich eine riesige Menschenmenge. Nach den religiösen Zeremonien hielt der Sekretär der Gemeindeverwaltung eine Grabrede.
Für seine Verdienste war Scheffer der Rote Adlerorden des Königreichs Preußen verliehen worden und Wilhelm II. hatte ihn zum Ritter des Ordens vom Niederländischen Löwen ernannt. 1843 war er zum Kommandeur des Ordens der Eichenkrone ernannt worden. Wilhelm II. hatte ihm zudem den Titel eines Ehrenbürgermeisters verliehen. 1890 wurde François Scheffer durch Beschluss des Gemeinderats in das Goldene Buch der Stadt aufgenommen und auf der Gedenktafel der Wohltäter der Stadt im Rathaus verzeichnet. Die Allée François Scheffer im Limpertsberg erinnert an den ehemaligen Bürgermeister.
Die Ehefrau François Scheffers starb am 10. März 1856. Sie zählt ebenfalls zu den Wohltäterinnen der Stadt. Mit ihrem Testament aus dem Jahr 1849 und einem Testamentzusatz von 1856 hatte sie einen großen Teil ihres Vermögens für wohltätige Zwecke vermacht, darunter mehrere Stipendien für den Besuch des Athénée sowie für mittellose junge Menschen, damit sie an der Universtität studieren konnten. Auch wurde ein Stipendium speziell für Mädchen eingerichtet, um Ihnen eine Ausbildung als Hebamme zu ermöglichen.