Vorstellung
Der prozentuale Anteil der nach Frauen benannten Straßen ist im nationalen Vergleich deutlich niedriger als der von Straßen, die nach Männern benannt wurden. Nicht zuletzt aus diesem Grund zielt die Nationale Frauenbewegung Conseil national des femmes du Luxembourg mit der Aktion „Affichons l‘égalité“ (Ein Zeichen für die Gleichstellung) darauf ab, die Politik und die Öffentlichkeit für die verstärkte Sichtbarkeit verdienter Frauen im öffentlichen Raum zu sensibilisieren.
Die Stadt, die sich stark für die Chancengleichheit einsetzt, hat sich dieser Aktion angeschlossen und bis zum 31. März 2024 acht Straßen mit symbolischen Namen versehen, die auf verdiente Frauen mit unterschiedlichem Hintergrund verweisen. Diese Frauen sind auf besondere Weise mit der Stadt Luxemburg verbunden und haben allesamt dazu beigetragen, die Stellung der Frau in der luxemburgischen Gesellschaft zu festigen. Derzeit tragen im Gemeindegebiet 54 Straßen einen Frauennamen; diesen stehen 401 nach Männern benannte Straßen gegenüber. Die Stadt möchte dieses Ungleichgewicht in den kommenden Jahren deutlich verringern.
Die ausgewählten Straßen befinden sich allesamt in der Nähe des Geesseknäppchen-Campus, wodurch auch eine Sensibilisierung der Schüler/innen erzielt wird, die diese Straßen auf ihren täglichen Wegen nutzen.






Die Stadt Luxemburg setzt sich entschlossen für eine gerechtere Zukunft ein und erkennt die Gleichstellung von Frauen und Männern, Mädchen und Jungen, als fundamentales Recht an. Um die Chancengleichheit in allen Lebensbereichen sicherzustellen, gilt es daher, jegliche Arten der Diskriminierung und von Hindernissen zu erkennen und auszuräumen. Um die Gleichstellung von Frauen und Männern zu fördern, erarbeitete die Stadt einen mehrjährigen Aktionsplan, der politische Maßnahmen auf Gemeindeebene festlegt und auf der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene basiert. Um dieser Aufgabe im Alltag gerecht zu werden, erhält die Stadt Unterstützung durch die Gleichstellungsbeauftragte, die sich für eine strukturierte und dauerhafte Gleichstellungspolitik einsetzt, und die beratende Kommission für die Gleichstellung von Frauen und Männern.
Organisation:
- Bürgermeister- und Schöffenkollegium
- Conseil national des femmes du Luxembourg
Rue Netty Probst
Netty Probst (1903–1990)
Netty Probst wird 1927 im Alter von 24 Jahren als Anwältin vereidigt. Als ihr die Richter des Obersten Gerichtshofs die Aufnahme in die Anwaltskammer verweigern, weil sie eine Frau ist, zeigen sich ihre Kollegen solidarisch und weigern sich, ihren Eid zu leisten, bis die negative Entscheidung zurückgenommen wird.
Netty Probst spezialisiert sich auf Scheidungsfälle, die zu dieser Zeit noch selten sind, und insbesondere auf von Frauen begangene Straftaten. 1939 nimmt sie sich der Sache verheirateter Lehrerinnen an. Als eine Lehrerin kurz nach ihrer Eheschließung entlassen wird, legt sie beim Ausschuss für Streitsachen des Staatsrats Berufung ein. Netty Probst übernimmt ihre Verteidigung. Und tatsächlich: In seinem Urteil vom 26. April 1939 erklärt der Staatsrat die Entlassung der Lehrerin für unrechtmäßig.
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Rue Marcelle Dauphin
Marcelle Dauphin (1893–1976)
Marcelle Dauphin ist die erste Zahnärztin Luxemburgs. Sie eröffnet im Jahr 1922 ihre Zahnarztpraxis in der Rue Notre-Dame in der Hauptstadt. Im Mémorial des Großherzogtums Luxemburg vom 17. Februar 1940 ist sie auf der Liste der Personen eingetragen, welche ermächtigt sind, irgendeinen Beruf der Heilkunde auszuüben.
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Rue Dr. Louise Welter
Dr. Louise Welter (1897–1999)
Louise Welter wird am 15. Oktober 1897 geboren. Im Laufe ihrer Ausbildung legt sie drei medizinische Prüfungen ab: Allgemeinmedizin, Chirurgie und Geburtshilfe. Im November 1923 erhält sie das Diplom in Medizin. Damit ist Louise Welter die erste Ärztin in Luxemburg.
Im Juli 1926 wird sie Schulärztin der Stadt Luxemburg. Da die Stelle gerade erst geschaffen wurde, ist noch viel Aufbauarbeit zu leisten. Eine weitere ihrer Errungenschaften ist die Einführung orthopädischer Gymnastikkurse. Von Impfungen bis zur Unterernährung von Kindern – Louise Welter kämpft an allen Fronten.
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Rue Marie-Élisabeth d'Autriche
Maria Elisabeth von Österreich (1680–1741)
Erzherzogin Maria Elisabeth wird 1725 mit bereits 45 Jahren zur Statthalterin der Österreichischen Niederlande mit Sitz in Brüssel ernannt, nachdem Prinz Eugen sein Amt als Statthalter niedergelegt hat.
Die südlichen Niederlande, deren Gebiet in etwa dem heutigen Belgien und Luxemburg entspricht, gehörten von 1717 bis 1797 als Teil des Habsburgerreichs zu Österreich.
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Allée Laure Koster
Laure Koster (1902-1999)
Laure Koster wird 1902 in Luxemburg-Stadt geboren. Im Juli 1924 vertritt sie Luxemburg (gemeinsam mit Renée Brasseur) als erste Frau bei den Olympischen Spielen in Paris. In der Qualifikationsrunde schafft sie es in ihrer Disziplin, 200 Meter Brustschwimmen, auf Platz 2 und qualifiziert sich damit für das Finale, wo sie unter 15 internationalen Wettbewerberinnen den 6. Platz erringt.
Anschließend zieht sie sich aus dem Wettkampfsport zurück und treibt ihre Karriere als Musikerin voran. Als Cellistin, Pianistin und Saxofonistin begleitet sie unter anderem Stummfilme im Kino und spielt im Radio-Symphonieorchester von RTL Luxembourg.
Boulevard Yvonne Useldinger-Hostert
Boulevard Yvonne Useldinger-Hostert
Die luxemburgische Politikerin Yvonne Useldinger-Hostert ist vor allem für ihren Widerstand gegen das Naziregime bekannt. Im Jahr 1937 tritt sie mit 16 Jahren der Sozialistischen Jugend bei und spricht sich öffentlich gegen das im Mai desselben Jahres verabschiedete „Maulkorbgesetz“ aus. 1938 wird sie Mitglied der Kommunistischen Partei Luxemburgs.
Zwei Jahre später heiratet sie ein Mitglied der luxemburgischen Widerstandsbewegung. 1941 wird sie von der Gestapo verhaftet, aber mangels Beweisen wieder freigelassen. Im darauffolgenden Jahr wird sie zusammen mit ihrer Familie erneut verhaftet und in ein Gefängnis in Trier gebracht, wo sie ihre Tochter zur Welt bringt. 1943 wird sie ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie Zwangsarbeit leisten muss. Im Konzentrationslager schließt sie sich einer Widerstandsgruppe an und dokumentiert ihre Zeit in einem Tagebuch, das glücklicherweise für die Nachwelt erhalten blieb.
1945 gründet sie gemeinsam mit anderen Frauen die Union des Femmes du Luxembourg (UFL) und engagiert sich weiterhin für soziale Anliegen.
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Place Marguerite Kellen-Lorang
Marguerite Kellen Lorang (1841-1922)
Marguerite Kellen-Lorang ist eine Wegbereiterin des Hebammenberufs in Luxemburg. Nach ihrer Ausbildung an der Maternité Port-Royal wird sie 1862 als Hebamme in Luxemburg zugelassen. Ab 1868 bietet sie Interessierten eine Ausbildung zur Hebamme an und quartiert ihre Studentinnen sogar an ihrem Wohnsitz ein.
1882 waren 21 Hebammen in der Stadt Luxemburg tätig. Aufgrund ihrer Eheschließung im Jahre 1872 blieb ihr der Aufstieg zur Oberhebamme an der Entbindungsstation verwehrt. Sie übte ihren Beruf jedoch bis zu ihrem Lebensende aus. Zudem war sie Mitbegründerin der Association Luxembourgeoise des Sages-Femmes im Jahr 1919.
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Avenue Emma Weber-Brugmann
Avenue Emma Weber-Brugmann
Die 1877 geborene Emma Weber-Brugmann wächst im Rheintal in Deutschland auf. Ihr Vater stand in den Diensten von Adolf von Nassau, der spätere Großherzog Adolf von Luxemburg. Nach dem Abschluss des Lehrerinnenseminars perfektioniert sie bei Studienaufenthalten in Frankreich und England ihre Fremdsprachenkenntnisse, bevor sie in Wiesbaden eine Tätigkeit als Lehrerin aufnimmt. 1900 veröffentlicht sie unter dem Pseudonym „Eine Freundin“ ihren ersten literarischen Text.
Nach ihrer Heirat mit dem Schriftsteller Batty Weber 1904 beteiligt sie sich rege am literarischen Leben in Luxemburg. Im Jahr 1906 tritt sie als Mitbegründerin des Vereins für die Interessen der Frau auf. Zudem führt sie seit 1905 den Vorsitz der Luxemburger Zweigstelle des Internationalen Mädchenschutzes von Genf, in dessen Auftrag sie während des Ersten Weltkrieges zwei Kindertransporte nach Frankreich organisiert. 1933 gründet sie schließlich die Frauenzeitschrift „Die Luxemburgerin“, in der engagierte Frauen zu Wort kommen.
Neben der Übersetzung mehrerer Texte vom Französischen ins Deutsche gibt sie nach dem Tod ihres Ehemanns 1940 zwei Bücher über ihn heraus.
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